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Bärchens Abenteuer

 

Schneeflocken wirbeln über die kahlen Felder und durch eine Wolkenlücke stiehlt sich zaghaft ein Sonnenstrahl der weißen Wintersonne. Weithin leuchtet rot das Ziegeldach des alten Bauernhauses vom Hügel her.

TeddySeit Jahren schon steht es leer. Maulbeerhecken umsäumen das Grundstück und im Wind wiegt sich raschelndes Schilf am Ufer des kleinen Sees. Väterchen Frost hat eine dünne Eisschicht darüber ausgebreitet und erstarrt ist alles Leben.

Trostlos und kalt ist es auch in den leeren Zimmern sowie auf dem Dachboden des Hauses und ganz hinten in der Ecke steht die große Holztruhe, die man beim Auszug vergessen hatte. Abends regt sich ein kleines braunes Stoffbärchen darin. "Wenn mich nur jemand finden würde, ich möchte so gern wieder kuscheln", träumt es vor sich hin. Seit es auf die Weihnachtszeit zugeht, denkt Bärchen immer stärker daran.

Vor ein paar Tagen hatte er gehört, dass eine Familie mit einem kleinen Jungen da war. Überall schauten sie sich um. "Dieses schöne Haus werden wir kaufen und noch vor Weihnachten einziehen", sagten sie. Bärchen wurde ganz aufgeregt und laut überlegte er: "Ich werde mich auf die Reise zum Weihnachtsmann machen, ihn um neue Kleider und ein neues Ohr bitten, welches mir damals abgerissen wurde".

In der Nacht, als der Vollmond den Garten in fahles Licht taucht, krabbelt Bärchen aus der Truhe und legt sich den alten geringelten Schal um den Hals. An den Maulbeerhecken vorbei, am Rand des Sees entlang läuft er in den Wald, den Weihnachtsmann zu suchen. Schniefend und keuchend setzt er sich auf einen alten Baumstamm, und mit seinem dünnen Stimmchen ruft er nach dem Weihnachtsmann. Eine kleine Schneeflocke setzt sich auf seine Nase und raunt: "Komm, ich bringe dich ins Weihnachtsland, schließe deine Augen". Säuselnd erhebt sich ein leichter Wind. Bärchen und die Schneeflocke lassen sich fort treiben, dem Weihnachtsmann entgegen. "Mache deine Augen wieder auf", flüstert die Schneeflocke, "wir sind schon da". Staunend schaut sich Bärchen um, und nur hohe Berge und glitzerndes Eis umgeben ihn. Rentiere mit leuchtendem Zaumzeug scharren ungeduldig im Schnee, denn schon stehen für die Abreise mehrere große Schlitten mit leise bimmelnden Glocken bereit. Kartons, Schachteln, Rollen und längliche Pakete in goldenem und rot glänzendem Papier lassen die Schlitten fast unter der Last zusammenbrechen. "Wo bin ich hier?", fragt sich Bärchen. "Im Weihnachtsland, beim Weihnachtsmann", raunt die Schneeflocke und wirbelt um ihn herum. "Wenn wir uns beeilen, erreichen wir ihn vor der Abfahrt noch, komm schnell, ich führe dich zu ihm" wispert die Schneeflocke und schwebt vor ihm her.

Bärchen stolpert hinterher und fällt in den Schnee, dem Weihnachtsmann direkt vor die Füße. "Nanu, wen haben wir denn hier", brummt er gütig. Bärchen schaut auf. An seiner Nase hat sich glitzerndes Eis verfangen und sein einziges Ohr ist voller Schnee. "Ich wohne in einem alten Bauernhaus und wurde dort vergessen", sagt er scheu zum Weihnachtsmann. "Ich habe gehört, dass noch vor Weihnachten eine Familie mit einem kleinen Jungen in das Haus auf dem Hügel einziehen wird. Ich wünsche mir von dir, dass du mich wieder gesund machst, dass ich ein neues Ohr bekomme und ein paar neue Kleider. Ich sehne mich so sehr nach einem Spielgefährten. Vielleicht mag mich der kleine Junge, wenn ich wieder gesund bin."

So klagt Bärchen dem Weihnachtsmann sein Leid. Nachdenklich wiegt der Weihnachtsmann den Kopf und nimmt Bärchen auf den Arm. Bedächtig trägt er ihn in das große Zelt. Eine Fee schwebt heran und streut Bärchen funkelnde Sternchen über den Kopf. Müde senken sich jetzt seine Augen und er schläft ein.

Schon bald erwacht Bärchen von lautem Glockengeläut und wohlig reckt und streckt er sich. Dabei geht es ihm so gut wie schon sehr lange nicht mehr. Leicht streicht er mit seiner Hand über den Kopf und spürt, daß sein fehlendes Ohr wieder dran ist. Sein sonst so zerzaustes, strubbeliges Fell fühlt sich wieder glatt und flauschig an und duftet herrlich. Lachend bringt die Fee dem Bärchen einen Spiegel. Entzückt jauchzt er auf. " So werde ich dem kleinen Jungen gefallen" und voller Freude dreht er sich vor dem Spiegel. "Danke, lieber Weihnachtsmann", jubelt er. Trotzdem beeilt Bärchen sich, seine letzte Bitte vorzutragen. "Kommst du am Weihnachtsabend zu dem Haus auf dem Hügel, lieber Weihnachtsmann? Du wirst mich in der Truhe auf dem Dachboden finden". Der Weihnachtsmann brummt gütig: "Ich werde da sein, Bärchen. Aber nun reise mit der Schneeflocke wieder heim. Es gibt noch viel zu tun und die Rentiere werden langsam ungeduldig". Bärchen bekommt noch einen dicken nassen Kuß von der Schneeflocke auf die Nase.

Blinzelnd reibt sich Bärchen die Augen. Er ist aufgewacht und sitzt am Waldrand auf dem Baumstamm. Nun läuft er schnell auf den Dachboden, huscht in die Truhe und kuschelt sich wohlig in die Decke.

Inzwischen ist auch die junge Familie in das Haus eingezogen. Der Weihnachtsbaum ist schon geschmückt und die Gäste werden für den Weihnachtsabend erwartet. Bärchen liegt ganz aufgeregt in der Truhe und wartet auf den Weihnachtsmann und dann pocht es endlich an die Tür. Der Weihnachtsmann ist da. " Herein", spricht Philipp, "was hast du mir mitgebracht?", fragt er den Weihnachtsmann. Freundlich lächelnd holt der Weihnachtsmann bunte Päckchen, Rollen und allerlei Gebäck herein. Nüsse, Datteln und Feigen sind auch dabei und alles legt er unter den Tannenbaum. Schelmisch lächelnd sagt der Weihnachtsmann dann noch zu Philipp: "Zeigst du mir den Weg zum Dachboden?" Verwundert schaut Philipp zu ihm auf, aber der Weihnachtsmann sagt geheimnisvoll:" Du wirst schon sehen".

Inzwischen ist die Spannung bei allen sehr groß und nun macht Weihnachten erst richtig Spaß. Philipp muß vor der Dachbodentür warten und legt neugierig legt sein Ohr an die Tür, jedoch außer einem leisen Rascheln hört er nichts. Als die Tür endlich aufgeht, hat der Weihnachtsmann keine Geschenke im Arm, dafür lacht er aber übers ganze Gesicht. "Komm", spricht er zu Philipp, " wir gehen wieder zu den anderen." Im Zimmer unten ist es vor Spannung schon ganz still geworden. Nun öffnet der Weihnachtsmann seinen Mantel und legt das flauschige Bärchen in Philipps Arm. "Hier ist Jemand, der sich nach dir sehnt. Er lebt schon sehr lange hier und will dein Freund sein, Philipp", sagt der Weihnachtsmann. Bärchen ist überglücklich und auch Philipp freut sich über seinen neuen Freund. Beide schließen sofort Freundschaft.

 

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